Es geht doch nichts über Diskussionen ohne Ziel.....
**Rubrik: Gedankendeponie**

- Verfasst 2008 -

Wenn man heutzutage in der Arbeitswelt kreativ tätig ist, dann führt man Diskussionen mit einem klaren Ziel, nimmt an Seminaren teil mit mehr oder weniger sinnvollen Gesprächsgruppen, führt hunderte von
Telefonaten pro Monat, die sich rechnen müssen etc. Und obwohl es mir so ergeht und ich quasi vom geschriebenen und gesprochenen Wort lebe, trotz dieser Tatsache liebe ich es in meiner Freizeit zu diskutieren.
Egal ob mit Freunden oder Fremden, beinahe nichts vertreibt mir die Zeit so angenehm wie Diskussionen über die verschiedensten Themen. Als Verfechter weitgehender Minderheitenmeinungen bin ich quasi immer in solchen Debatten in der Minderheit.
Jetzt lässt sich natürlich die Frage stellen, ob ich nur deshalb solche Meinungen, die nicht dem Mainstream entsprechen habe, um diese sozusagen als einsamer Wolf in Gesprächsrunden zu verteidigen ;)
Wer weiß, zugegeben, je mehr Menschen ein und dieselbe Meinung vertreten, umso unglaubwürdiger erscheint sie mir.
Der natürliche Herdentrieb der meisten Zeitgenossen, dieses ?Man-weiß-doch..? und ?Man kann doch nicht sagen....? animiert mich zu hinterfragen, die Positionen anzugreifen und zu testen, ob der Vertreter auf der anderen Seite des Tisches, der Theke oder wo auch immer tatsächlich Argumente hat oder nur ?blufft?.
Leider oder Gott sei Dank (ziehe ich meine Diskussionslust in Betracht) haben immer mehr Menschen eine feste Meinung ohne fundiertes Wissen.
Auch ich habe kaum fundiertes Wissen auf jedem Gebiet, welches ich schon diskutiert habe, aber als ?Angreifer? braucht man das auch gar nicht.
Der Meinungsopportunismus, den ich als Ursache für Meinungen haben ohne sie begründen zu können ausgemacht habe, wird in der heutigen Gesellschaft gerade zu gefördert.

Kritische Menschen scheinen in kaum einem Bereich der Gesellschaft gefragt zu sein und so spülen sich alle möglichst weich. Sie ziehen sich auf scheinbar unkantige Positionen zurück.
- Den Dalai Lama zu verehren, kein Problem, da netter lächelnder weiser Mann (wobei mir noch keiner seiner Verehrer genau erklären konnte, warum er weise ist)
- Den Papst zu verehren ? schon schwieriger, außer es ist Weltjugendtag in Köln, da entdeckte auch der letzte RTL-Außenreporter seine Begeisterung für seine Heiligkeit
- Für den Kampf gegen den Klimawandel zu sein ? sehr gute Wahl, schließlich kosten solche Aussagen ebenso wenig, wie für Menschenrechte zu sein, zumindest wenn man schon welche besitzt (Spiegeln sich solche Haltungen in Taten wieder, ist es etwas anderes, aber bei wem ist dies schon der Fall)
- etc.pp.

Mit Meinungsopportunisten zu diskutieren macht einem einfach Vergnügen, man hat das Gefühl einen Wackelpudding argumentativ an die Wand zu nageln. Und mit genügend Nägeln gelingt einem das auch meistens.
Schade ist nur, dass dank Talk-Shows und Phrasenjournalismus, dank Kuschelpädagogik und gesellschaftlicher Konsenssucht am Ende der meisten Diskussionen zumeist ein Teilnehmer Konsens fordert, eine Einigung.
Zwischen richtiger und falscher Meinung einen Kompromiss zu fordern ist in etwa so, als würde man bei einer anderen Form der Diskussion, einem Duell mit dem Florett zwischen die Kämpfenden springen und lauthals Friedenslieder skandieren ? also extrem unpassend.
Zum Glück für mich und eines meiner liebsten Hobbies gab es in der Vergangenheit da immer Einigkeit mit meinen Kontrahenten.
Wir stießen beide mit dem Verbalflorett zu und verbaten uns jede Konsensfindung. Fängt man an, so was zu akzeptieren, gibt es bald keine Diskussionen mehr, sondern nur noch Einberufungen von Expertengremien zur Konsensfindung für alles und jedes.
Mögen die Spiele weitergehen ;)

P.S.: Jetzt sind wir endlich in Konsensistan angekommen ;)