Warum Männer so wehleidig sind, wenn sie krank sind
- oder anders formuliert, endlich trauen wir uns auch mal Stimmungsschwankungen zu haben

**Rubrik: Gedankendeponie**

- Verfasst 2011 -

Ich bin kurz vor dem Betreten des Hades, habe die Bahnkarte des Todeszuges gelöst, mich mit H5N1 infiziert oder schlicht ausgedrückt mir eine grippale Erkältung zugezogen.
Warum denke ich, dass ich sterbe? Verdammt, mein Körper ist befallen von fiesen kleinen dreckigen Virenattentätern, die es tatsächlich schaffen, meine Nase in eine geheime Biowaffenschleimanlage zu verwandeln, die meine Körpertemperatur auf den lethalen Wert von 39,1°Grad ansteigen lassen - na gut, vielleicht ist es nicht ganz so schlimm, aber wer weiß.
Es soll schließlich auch Männer geben, die einen gebrochenen Zeh haben und ihre besseren Hälften damit in den Wahnsinn treiben, dass sie sich Sorgen um fleischfressende Bakterien machen, die ihren Zeh, dann ihren Fuß und dann ihren Körper fressen.
Eine dieser besseren Hälften vertraute meiner besseren an, dass sie in dieser Phase beinahe wünschte er könnte Recht haben und sie morgen neben einem Gerippe aufwachen. Frauen, einfach kein Einfühlungsvermögen ;)
Warum sind wir Männer so wehleidig?
Erstens, wir sind nicht wehleidig. Und zweitens, wenn dem so wäre, dann nur, weil Krankheit ein guter Vorwand ist, Frauen vorzuführen, was passieren würde, wenn wir so manchen ihrer Vorschläge annehmen würden. Was genau macht denn ein Mann, wenn er sterbend von einem
Schnupfen ans Bett gefesselt leidet im Bett liegt?
Er zeigt Gefühle, Ängste, will darüber reden und ist bereit, gesunde Nahrung zu sich zu nehmen.
Selbstverständlich ist er nicht bereit diese selbst zuzubereiten. Er kann ja nicht mal aufstehen, geschweige denn mit den schmerzenden von der Grippe-Lepra gezeichneten Gliedern zum Kühlschrank kriechen. Also äußert er seinen Wunsch nach gesunder Nahrung - zugegebenermaßen vielleicht auch, weil er weiß, dass Frauen Fast Food nicht als die passende Verpflegung für Kranke ansehen würden.
Er will menschliche Nähe, in Form einer stets hilfsbereiten Krankenschwester und bei diesem speziellen Krankenschwesternwunsch geht es nicht um die scharfe, knapp geschneiderte Uniform. Und er will jede Minute seine bessere Hälfte wissen lassen, was er gerade denkt.
„Ich glaube, ich könnte vielleicht einen Orangensaft trinken, das Vitamin C wird mir gut tun.“
„Ich fühle meine Beine nicht mehr so wie noch gerade, kann Grippe eigentlich zu Lähmungen führen?“
„Hoffentlich werde ich wieder gesund, bis deine Mutter uns besuchen wollte. Du weißt, wie sehr ich mich darauf gefreut habe.“ etc. pp.
Des Weiteren ist ein kranker Mann auch nicht in der Lage sich gegen allzu gut gemeinte Versorgungsaktionen einer voll kampffähigen besseren Hälfte zu wehren. Das hat schon in der Kindheit nicht funktioniert.
Vor hunderten von Jahren muss, so meine These, es der Pfefferminztee-Mafia gelungen sein geheime Schulungskommandos in Kindergärten zu schleusen und dort den Mädchen weiszumachen ***Pfefferminztee*** wäre gut gegen irgendeine Krankheit. Nach diesem erfolgreichen Coup hat sich die fiese kleine „Werbeagentur“ mitsamt ihrer Seele noch den Geflügeltriaden verschrieben und PENG!, Mann kriegt, wenn er krank ist, ***Geflügelbrühe***, die ungefähr so interessant schmeckt, wie ein Kelloggs-Karton.
Aber zurück zum Thema: Wenn Männer krank sind, sind sie wehleidig und damit genau das, was Frauen gerne aus ihnen machen wollen, nämlich Hardcore-Memmen. Und das ist doch eigentlich auch gar nicht schlecht, schließlich weiß Mann und Frau doch nach einer durchstandenen Mann-Nahtod-Erkältung, ob die Beziehung hält ;)
Und wenn die Frau denkt, dass nicht, dann kann Mann sich wenigstens mit dem Wissen trösten, dass ihr nächster Freund auch bei einem Schnupfen sterbend nach ihr schreit :)