Deutschland & seine Armee - ein Missverständnis bis zum heutigen Tag
**Rubrik: Realsatire**

Dieser Tage liest man sie mal wieder, die Kommentare à la "Wer von meiner Schulklasse damals zur Bundeswehr ging, das waren eh nur Rechte und Idioten, ich habe ja verweigert!".
Und dann schwadroniert derjenige gerne mal darüber, daß die Bundeswehr schon immer ein Rechtsradikalenproblem hatte oder gar grundsätzlich schon immer abgeschafft gehört hätte.
Damit outet man sich aber doch eigentlich als kompletter Wolkenkuckucksheim-Bewohner.
Die Bundeswehr, eine Armee, ja beinahe jede Armee ist kein Ort für demokratische Debattenkultur, politischer Ausgewogenheit oder gerade moderner politischer Korrektheit.
Sie ist einfach ein Werkzeug der jeweils herrschenden Elite, egal ob in einer Demokratie oder einer Diktatur.
Zu meiner Wehrdienstzeit war der Zweck der Bundeswehr unabhängig von der demokratischen Legitimierung ein absolut unterstützenswerter - die Landesverteidigung.
Wehrpflichtige und Berufssoldaten, egal welche politische Gesinnung sie auch hatten, wären im Kriegsfall angetreten, um die deutsche Bevölkerung und die gewählten Organe des Staates zu verteidigen.
Es wäre damals nicht erst in der Bundeswehr abgestimmt worden, ob man jetzt gegen den heranrückenden Feind kämpfen sollte oder lieber einen Stuhlkreis bilden sollte.
Wenn ein vorher genau durchgespielter Fall eingetreten wäre, hätte der Generalstab eins der Planspiele zur Ist-Lage erklärt. Die Bundeswehr hätte das gemacht, wofür sie da war - ihre Gegner und ihre Befürworter verteidigt, selbst über den Punkt hinaus, dass es für den einzelnen Soldaten noch Chancen auf Überleben gegeben hätte.
Das war und ist ein Ziel jeder militärischen Ausbildung, dem Soldaten abzugewöhnen nur an das eigene Überleben zu denken.
Natürlich wirkt das heute selbst für ehemalige Wehrpflichtige befremdlich, aber ein Soldat, der dem inzwischen gesamtgesellschaftlich gestiegenen Egoismus folgt, der kann in Kriegszeiten keine Zivilisten schützen.
Der ist einfach nur unbrauchbar. Eine Armee, gerade die von Demokratien ist darum eine Anlaufstelle für Menschen, die Werte im Zweifelsfall für wichtiger halten, als das eigene Leben.
Konservativ denkende Menschen sind daher immer stärker in Armeen vertreten, will man sie direkt negativ bewerten kann man sie auch als rechts bezeichnen.
Linke neigten zu Zeiten der Wehrpflicht eher dazu zu verweigern und das als "Heldentat" zu glorifizieren - natürlich dabei zu betonen sie würden auch gerade Heldenmythen ablehnen.
Unter den Zivildienstleistenden gab es damals natürlich viele "Helden", die unsere Sozialsysteme stützten und ebenso hart ihren "Zwangsdienst an der Gesellschaft" - kurioserweise auf Männer beschränkt - ableisteten wie die Wehrpflichtigen.
Es hat weder den Wehrpflichtigen noch den Zivildienstleistenden geschadet nach der Schule mehrere Monate in eine Welt abzutauchen, wo das eigene Weltbild mal eben auf den Prüfstand gestellt wurde.
Ein abschreibender Verteidigungsminister machte dann aus der Wehrpflicht-Armee mal eben zur Steigerung der eigenen Popularität eine Berufsarmee. Und eine Berufsarmee ist eben eine Armee, in die nicht permanent Menschen aus eigenen sozialen und politischen Lagern für einige Monate fließen und damit kontrollieren.
So eine Berufsarmee besteht nach einiger Zeit nur noch aus Menschen, die entweder überzeugt sind von dem, was sie tun, überzeugt von der Staatsform, für die sie es tun oder einen Hang zu allem Militärischem haben.
Im schlechtesten Fall zieht eine Berufsarmee den Bodensatz der Gesellschaft an oder jene Elemente, die kostenlos eine militärische Ausbildung erhalten wollen.
Überraschung! :(
Für gerade jene Parteien, deren Vertreter jetzt so rumlamentieren, daß es bisher ein paar - ein paar! Rechtsradikale unter mehreren Zehntausend Soldaten gibt, war eine Berufsarmee allerdings super praktisch.
Einem grün angehauchten Lehrerehepaar - für den unwahrscheinlichen Fall, daß deren Sohn Wehrdienst geleistet hätte - hätte man früher intensiver erklären müssen, warum die Armee gerade Kriegseinsätze in Afrika durchführt.
Zwar wäre der Wehrdienstleistende nie dorthin abkommandiert worden, aber die Eltern hätten sich trotzdem für diesen "Verein" interessiert. Fiel mit dem Ende der Wehrpflicht komplett weg.
Grüne konnten so aus humanitären Pseudo-Gründen die Beteiligung der Bundeswehr bei jeder Krise im Ausland fordern, die garantiert nichts mit dem ursprünglichen Auftrag der Bundeswehr zu tun hatte.
Da starben halt dann sowieso nur Männer und Frauen, die freiwillig in den Verein eingetreten waren. **wenn Grüne den Einsatz der Bundeswehr fordern, da kann man gar nicht soviel essen, wie man kotzen möchte**
Seit ihrem Bestehen hat sich die deutsche Zivilgesellschaft mehr oder weniger kaum für ihre Armee interessiert. In meiner Lebenszeit hat sich das immer nur dann geändert, wenn man sie irgendwie mit der NS-Vergangenheit in Verbindung bringen konnte.
Also war die Bundeswehr mal Gesprächsthema, wenn eine Ausstellung durchs Land tingelte unter dem Motto "Die Verbrechen DER Wehrmacht" oder eine Bürgerinitiative forderte eine Bundeswehrkaserne doch bitte umzubenennen - weil der Soldat und Namensgeber nun mal leider für das personifizierte Böse gekämpft hatte.
Er wurde halt in der Regel nicht gefragt und hatte nicht die Gnade der späten Geburt.
In England kann man problemlos mit einem Berufssoldaten der Panzertruppen über die Leistungen Erwin Rommels reden, in Deutschland muss man erstmal erklären, wie er überhaupt für die Wehrmacht kämpfen konnte.
Der rote Baron, formerly known as Manfred von Richthofen hat nur deshalb noch halbwegs Glück nicht als Kriegstreiber diffamiert zu werden, weil er rechtzeitig verstarb. Er wäre wohl ansonsten in der Wehrmacht aktiv gewesen.
Das Thema ist - der Text ufert deshalb aus - zu breit, um es in einen Blog zu packen. Machen wir es uns einfach, nein, noch einfacher, als die Verteidigungsministerin:
Die Bundeswehr hat kein Rechtsradikalenproblem, die Bundeswehr hat ein Militaristenproblem. Zehntausende von Menschen mitten in Deutschland üben an Kriegswaffen mitten in Deutschland. Sie alle sind nicht überzeugt, daß uns Zeiten voller Frieden und Sonnenblumen bevorstehen.
Es hilft nichts, man muss die Ansammlung von Menschen sofort auflösen und durch permanente Ostermärsche ersetzen.

Gute Nacht, Deutschland....