Freitag, 25. November 2016
Ich unterhalte mich im Schnitt privat lieber eher mit Frauen als mit Männern. Warum ist dem so?
Eine Spurensuche der ganz unernst gemeinten Sorte

**Rubrik: Gedankendeponie**

Verfasst 2011 -

Beruflich verhandele ich lieber mit Männern, weil ich - so der Gedanke - als Geschlechtsgenosse eher ihr Geschäftsdenken einschätzen kann. Vielleicht sind daher auch so wenig Frauen in Führungspositionen vertreten: Die Vorgesetzten trauen ihrer eigenen Fähigkeit dahingehend nicht über den Weg.
Auf Messen haben wir auch größtenteils auf Messebesucher Männer und Frauen losgelassen, auf Messebesucherinnen Frauen und den attraktivsten Mann, den man nun mal hatte. Die Strategie war erfolgreich.
Privat finde ich mit Ausnahme guter Freunde oder aufgrund ihres Berufs interessanten Vertretern des eigenen Geschlechts Frauen die weitaus interessanteren Gesprächspartner. Die Gespräche verlaufen meist intensiver
und eher fern der ausgetretenen Pfade des üblichen Small-Talks. Ich habe durch viele osteuropäische Bekannte "festgestellt“", besser mir die Meinung gebildet, dass die "Deutschen" als Ganzes sehr eng abstecken, über was man sich denn so offen unterhält.
Bevor ich mich freiwillig eineinhalb Stunden über Fußball unterhalte (ich bin Bayern-Fan und damit jeglichem Wehklagen enthoben), würde ich mir lieber mit
einem stumpfen Löffel die Milz entfernen lassen. Da unterhalte ich mich lieber mit dem gern verwendeten Vorwort "Entschuldigung vorab, ich bin Laie" über Astrophysik und lerne was von einem ausgewiesenen Experten oder einer Expertin. Gerne unterhalte ich mich auch mit Ausländern über ihre Sicht auf Probleme der deutschen Innenpolitik, wohingegen ich mich lieber erhängen würde, als mit einer völlig von technischem Wissen unbefleckten Grünen-Wählerin über die Vor- und Nachteile von PET- zu Glasflaschen zu unterhalten.
Das sind sicherlich einige der verlorensten Minuten meines bisherigen Lebens gewesen. Ein Gespräch ist vielleicht mit einem Tanz zu vergleichen, bei dem beide Partner etwas davon haben und sich eine gewisse Nähe entwickelt. Und Menschen, die nur dann ein Gespräch für gut halten, wenn an dessen Ende Konsens
besteht, solche Menschen tanzen wahrscheinlich auch am liebsten alleine vor dem Spiegel. Da Konsens in Gesprächen mit Frauen nur selten zu erreichen ist, könnte meine Abneigung gegenüber dem Konsens der
Grund dafür sein, dass ich mich privat lieber mit Frauen unterhalte. Den meisten Frauen ist die Lösung eines
Problems in Form einer 40-kg-Bombe ähnlich fremd, wie den meisten Männern die des rückhaltlosen Aufeinanderzugehens. O.k., Klischee-Alarm. Wobei? Die wenigen mir zumindest bekannten Männer, die das "rückhaltlose Aufeinanderzugehen" bevorzugen, laufen permanent Gefahr "beste Freunde" zu werden ;)
Das Faszinierende an Gesprächen mit Frauen ist die völlig unerwartete Sicht auf weite Bereiche des Lebens auf dem selben Planeten. Ob es Fluch oder Segen ist, die meisten Männer betrachten die Geschichte, picken sich Erfolgsstrategien mit dabei gering eingeschalteter moralischer Bewertung heraus und handeln
dementsprechend.

Wie, eine Kollegin beginnt mit dem Zickenkrieg? ;) Ich muss das auf persönlicher Ebene klären oder zumindest emotional an mich ranlassen.
Wie, ein Kollege oder eine Kollegin beginnt einen Krieg um die frisch ausgeschriebene Stelle? :)
Ich lasse keine Emotionen zu und werde sie/ ihn/ es vernichten. Beruf ist doch kein Streichelzoo.
Der Beruf muss doch auch Freude bringen, fernab vom Ergebnis, einfach in Interaktion mit den Kollegen und Kolleginnen.
Der Beruf muss Ergebnisse bringen, die man sich ganz stolz am Liebsten auf das beste Stück tätowieren lassen würde ;) alles andere ist Teil eines Nebenkriegschauplatzes.
Die weibliche Sicht ist sicherlich die Vernünftigere und würde die besseren Resultate für die Weltbevölkerung bringen - davon bin ich absolut überzeugt.
Zum Glück für uns Männer fehlt diesem Ansatz aber etwas, dass Männer im mehr als schädlichen Ausmaß haben ;) der Killerinstinkt. Wir leiden einfach weniger darunter, wenn uns Kollegen und Kolleginnen nicht mögen. Ich hielt diese betreffende Gruppe - ob gerechtfertigt oder nicht - einfach für weniger fähig, neidisch, opportunistisch oder wertlos. Ich habe diese Personen einfach so behandelt, dass sich mich möglichst wenig schädigen konnten. Gespräche mit Frauen sind wahrscheinlich auch deswegen interessanter, weil sie weitaus
vielschichtiger denken als Männer.
Gespräche mit Frauen sind vielleicht auch deshalb unterhaltsamer, weil sie während des Gespräches Informationen offenbaren, die man als Mann völlig anders interpretiert, als sie selbst. Wenn einem eine Frau etwa erzählt, dass sie von ihrem Chef direkt unter seine Fittiche genommen wurde, weil er ihre Qualitäten
erkannt habe, und man sieht diese Frau an, dann verschwimmen vor dem geistigen Auge ihre durchaus potentiell vorhandenen beruflichen Qualitäten. Männer haben eben ab und an einen IQ wie ein Reißkeks.
Wobei, falls die Frauenquote wirklich effizient eingeführt werden sollte, wäre es sehr interessant, mal zu überprüfen, inwiefern das Äußere männlicher Kandidaten bei Beförderung oder nur purer Förderung eine Rolle spielt. ;)
Noch interessanter wäre allerdings, wo all die Quoten-Frauen der "bisherigen heimlichen Regelung" landen, nach dem eine Frau in Führungspositionen auch dann weniger angreifbar ist, als ihr männliches Pendant, auch wenn sie wie Frau Roth bei den **Grünen** über Sachverstand oder Frau "Bertelsmann" über ihren toten
Mann ins Amt gestiegen ist.
Komischerweise kann man sich tausendfach, millionenfach mit so vielen interessanten Frauen in Deutschland unterhalten :) die es wirklich in die Medien schaffen sind meisten absolut inakzeptabel. Es gibt zehntausende
Frauen, die es verdient hätten ein Medienimperium zu leiten, die es geschafft hat, hat ihren Ehemann beerdigt.
Es gibt zehntausende Frauen, die das Zeug zur Kanzlerin gehabt hätten, die es geschafft hat stand dumm in der Gegend oder einer ostdeutschen Sauna rum, als eine der Affären der Regierung Kohl dummerweise öffentlich wurde.
Gut, diese Frau hat auch rechtzeitig das Messer gezückt, um es mit Anlauf in den Rücken ihres Förderers zu stechen.
Irgendwie ist mir jetzt der positive Ansatz dieses Artikels entglitten (aber man könnte sich in diesem ***Land der Bekloppten....***......), aber einfach an nette Gespräche mit Frauen denken und durchatmen. Geht wieder.
Total skurrile Gespräche mit Frauen bleiben natürlich am meisten haften, etwa wie das kürzlich geführte, als meine neue Nachbarin nachts noch in Feierlaune geklingelt hat und wir dann bei zwei Flaschen Rotwein vier Stunden auf der Couch gequatscht haben. Auch werde ich immer bei dem Besuch einer Hotelbar an den
Kirchentag in Berlin zurück denken, als mich eine so was von überzeugte Christin erretten wollte, Gott sei Dank an der Hotelbar. Ohne diese komischen 08/15-Erdnüsse, die da auf dem Tresen standen, wäre ich bei der Abwehr glatt verhungert. :)
So oder so, man nimmt aus jedem Gespräch was Positives fürs Leben mit, sei es nur eine neue Lebensregel ;)

Gute Nacht,
Deutschland



Sonntag, 20. November 2016
Anschläge in Frankreich - Kampf der Kulturen?
**Rubrik: Sicherheitspolitik & Phrasendrescherei**

- verfasst 10.01.15 -

Immer, wenn Politiker gebetsmühlenartig etwas wiederholen, sollte der Normalbürger mehr als misstrauisch werden. Nach dem Massaker in der Redaktion der französischen Satire-Zeitschrift, der Ermordung der Polizisten und dem Mehrfachmord im Supermarkt lullen die Politiker breite Teile der Bevölkerung ein mit der Versicherung: Es gibt keinen Kampf der Kulturen. Und wir müssen alles tun, um einen zu verhindern.

**Falsch.** Es gibt einen Kampf der Kulturen und wir müssen alles tun, um zu gewinnen,
Die Kultur des religiösen Wahns, der Abkehr von der Aufklärung und der Barbarei hat der Kultur der Intelligenz, der Aufklärung und der freien Entfaltung der Persönlichkeit den Krieg erklärt.
Wenn religiöse Fanatiker und andere Gegner westlicher Werte den Krieg wollen und ihn schon jetzt führen, dann sollen sie auch ihren Krieg“ bekommen.

Diesen Krieg kann eine aufgeklärte Gesellschaft nur gewinnen, wenn sie auf jedem Schlachtfeld konsequent agiert.
Wenn wenige Stunden nach den islamistischen Morden in der ARD ernsthaft darüber geredet wird, ob man Karikaturen drucken sollte, die religiöse Gefühle verletzen, dann ist das schon ein Zeichen der Schwäche.

Bei „Hart aber fair“ durfte einer der schlechtesten Innenminister in der Geschichte deutscher Bundesländer noch mal seinen Standpunkt vertreten, der Staat sollte das Zeigen provozierender Karikaturen unterbinden dürfen, wenn dies Menschen zur Gewalt provozieren könnte.
Der NRW-Innenminister sollte sich lieber jeden Tag eine Stunde lang fragen, wieso bei einer Salafisten-Demonstration mehr Polizisten verletzt wurden, als religiöse Wirrköpfe. Das Gewaltmonopol des Staates wurde unter solcher Leitung damals in Bonn nicht verteidigt, sondern verhöhnt.
Egal, welcher Religion man angehört, wer sich dazu berufen fühlt Gewalt anzuwenden gegen Kritik an seiner Religion, der hat in unserer Gesellschaft nichts verloren.

**Als Konsequenz aus dem Pariser Attentat sollte Deutschland endlich diesen Schwachsinnsparagraphen kippen, der unter Strafe stellt religiöse Gefühle zu verletzen.**

Das wäre ein Zeichen, dass sich eine aufgeklärte Gesellschaft nicht um psychologisch fragwürdige Religionsvorstellungen kümmert. Als nächsten Schritt sollte man endlich diskutieren allen Glaubensgemeinschaften sämtliche Privilegien zu streichen.
Glauben sollte staatlicherseits genauso behandelt werden wie jedes andere Hobby. Es verwundert nicht, dass die beiden anderen Offenbarungsreligionen ganz schnell ihre Schwester Islam in Schutz nehmen. Alle drei haben viel zu verlieren, wenn in den europäischen Gesellschaften ernsthaft darüber diskutiert werden sollte, ob der Glauben an sich staatlich förderungswürdig ist.

Egal, ob im Koran, der Tora oder der Bibel, die eigenen Gläubigen werden animiert sich für auserwählt zu halten. Und Auserwählte schätzen häufig das Leben ihrer nicht-auserwählten Mitmenschen geringer ein als ihr eigenes.

Es ist direkt „niedlich“ :(, dass die in Deutschland veröffentlichte Erklärung von Religionsvertretern des Islam, des Christentums und des Judentums auch Nicht-Gläubige „beschützen“ will:
„Wir kämpfen für Toleranz gegenüber Andersgläubigen und auch gegenüber jenen, die unseren Glauben an Gott nicht teilen.“
Toleranz gegenüber Ungläubigen zieht sich ja nicht gerade durch die Geschichte gerade dieser drei
Religionen. Man könnte beinahe glauben, es handelt sich da um Satire.
Wer überprüfen will, ob die in dieser Erklärung aufgestellte Behauptung stimmt Bibel, Thora und Koran seien Bücher der Liebe, nicht des Hasses, das Lesen lohnt sich bei allen drei.
Allerdings sind alle drei Bücher nicht für Kinder geeignet.

**Interessant** ist auch die plötzliche Wertschätzung vieler Politiker für die dank der Aufklärung erreichten Rechte wie Meinungs- und Pressefreiheit. Allerdings wird auch direkt definiert, was eine schützenswerte Meinung ist und was nicht.

15.000 Pegida-Anhänger in Dresden sind entweder „Nazis in Nadelstreifen““, fehlgeleitete Bürger mit geringem Bildungsstand oder einfach nur blöd. Parteien, wie die AfD schüren entweder Ängste vor nicht vorhandenen Bedrohungen oder beuten nach Terroranschlägen das Leid der Opfer aus, um Wahlerfolge zu erzielen.

Studien, wie etwa die der völlig neutralen ;) Bertelsmann-Stiftung kommen zu dem Schluss, dass die Deutschen ein Angst-Problem haben. Angst klingt so schön nebulös.
Auf berechtigte Sorgen begründete Meinungen müsste man als Politiker eingehen. Meinungen aufgrund geschürter Angst kann man wesentlich besser ignorieren.
Einer Gesellschaft droht auch die Spaltung, wenn man Meinungen aus Konsenswahn nicht einfach stehen lässt, sondern meint aburteilen zu müssen. Eigentlich überzeugte Demokraten werden so an den Rand gedrängt, die gefühlte Gesinnungspolizei regiert.

Darf man nicht dagegen sein, dass auf religiöse Befindlichkeiten Rücksicht genommen wird?
Ist es falsch, dass man Vollverschleierung und Kopftuch nicht an der Schule der Kinder sehen will?
Braucht Deutschland wirklich eine Kundgebung eines türkischen Ministerpräsidenten, der von Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund als seinen „Landsleuten“ spricht?
Das sind definitiv meine Landsleute, Herr Erdogan :)

Ist es nicht ein Hauptproblem der Integration, dass deutsche Politiker sich scheuen zu sagen, in welche deutsche Kultur sich denn eigentlich integriert werden soll?
Deutsche Kultur? Wie kommt man von den Pariser Attentätern auf eine Diskussion über deutsche Leitkultur?
Ganz einfach. Deutsche Leitkultur sollte Gleichberechtigung, Wahrung der Menschenrechte und Intoleranz gegenüber Intoleranten beinhalten. Du wirst in deiner Heimat verfolgt, weil Du für die Einführung der Scharia bist und findest Frauen haben kein Selbstbestimmungsrecht? Versuch Dein Glück in Australien.
Die Politik sollte Deutschland endlich zu einem Einwanderungsland mit klaren Regeln und Anforderungen umformen. Sie sollten klar trennen, wem wie lang Asyl gewährt wird und wer zu beiderlei Nutzen eingebürgert werden kann. Religiöse Fundamentalisten sollten weder Chance auf Asyl, noch auf Einbürgerung haben.
Menschen, die religiöse Konflikte mit Gewalt austragen wollen haben eine breite Auswahl an Staaten weltweit :(
Und Mitbürger, die sich reflexhaft erstmal schützend vor jede andere als ihre eigene Kultur werfen, sollten solche Länder einfach mal besuchen.
Antizionismus = Antisemitismus? Besuchen Sie doch mal die Westbank.
Islam eigentlich eine in sich friedliche Religion? Spielen Sie mal ein paar Tage Christ oder wahlweise Atheist im Iran oder in Saudi-Arabien.
**Satire Off**
Natürlich fordert uns die Aufklärung auf humaner zu sein, als die Gegner unserer Werte. Aber keiner hat was von dümmer gesagt ;)

Gute Nacht,
Deutschland



Samstag, 29. Oktober 2016
Die verschiedenen Büro-Typen, Nein! – nicht auf das Verhalten bezogen, sondern auf die Einrichtung ;-)
**Rubrik: Gedankendeponie**

- Verfasst 2011 -

Irgendwann, wenn man zum Schreibtisch-Proletariat gehört, hat man es möglicherweise geschafft: Man sitzt allein in einem Büro.
Und damit enden die Tage des Leidens und des Schmerzes ;-) Nie wieder wird man erleben müssen, dass zwei, drei oder vier Erwachsene so ganz andere Sauberkeitsmaßstäbe, Temperaturwahrnehmungen und Sauerstoffbedürfnisse haben.

Wer etwa schon mal in einem Großraumbüro saß, weiß seither, warum seit einigen Jahren auch die „gefühlte“ Temperatur in einigen Wetterberichten vorkommt. Es kann einem selbst so heiß sein, wie tagsüber auf einem Wüstentrip in der Sahara, einem Kollegen oder einer Kollegin wird es dennoch unverständlich sein, wieso die Heizung im August abgestellt ist.
Nein, ehrlicherweise ist es immer eine Kollegin, die von der gefühlten Temperatur davon ausgeht gleich im Büro auf Pinguine zu stoßen, während Mann versucht mit letzter Kraft aus Büroklammern eine 2. „Phoenix“ zu bauen, um der Wüste zu entkommen.

Oder wer wie ich in früheren Zeiten Kettenraucher war, wird es so gar nicht nachvollziehen können, wieso Menschen in der Raumluft unbedingt einen gewissen Sauerstoffanteil verlangen. Oder sich noch unverständlicher Sorgen um das böse Ozon des Laserdruckers an ihrem Arbeitsplatz machen...... Während ich inzwischen, dank intensiver Schulung durch nichtrauchende, aber ansprechende Frauen die Notwendigkeit von Sauerstoff halbwegs verstanden habe, stelle ich mir nach wie vor eine Frage. Und diese Frage wird gerade auch von wahrscheinlich tausenden von Männern, die für die technische Einrichtung von Büros zuständig sind geteilt: Wieso überleben Männer Jahrzehnte neben riesigen Laserdruckern der 1. Generation, während die neue Kollegin nach zwei Tagen vom Ozon des neuesten Laserdruckers hinweggerafft wird?

Nun ja, sind diese Zeiten des geteilten und gegenseitig verursachten Leidens erstmal vorbei, dann steht der stolze neue Besitzer des eigenen Büros, ob männlichen oder weiblichen Geschlechts vor der Frage aller Fragen, ohne sie sich bewusst zu stellen:
Wie richte ich mein neues Reich ein? Nehme ich das Büro durch Hissen einer eigens entworfenen Fahne in Besitz? Kommt überhaupt etwas Privates in das hart erkämpfte eigene Mauseloch?

Wenige Tage nach Einzug kann man dann die folgenden Grundtypen unterscheiden (an dieser Stelle steht in Selbsthilfebüchern immer, dass man natürlich auch ein Mischtyp aus diesen Grundtypen sein kann):

Da gibt es zunächst mal den Kuschler/ die Kuschlerin – im folgenden „Kuschel“ bezeichnet.
Kuschel richtet sein/ ihr Büro so ein, als wäre das Kinderzimmer der Pubertät im Büro explodiert. Es herrscht die entspannte Atmosphäre eines Spielzeugladens zur Vorweihnachtszeit.
Auf dem Schreibtisch stehen meistens quietschbunte Tacker, Stifthalter und Locher, die meines Erachtens nach irgendwo hinterm Regenbogen von zu Dumpinglöhnen und unter LSD gesetzten Glücksbärchies fabriziert werden.

Dieser Farbrausch, der durch Drogen verursacht und nur unter Drogen für andere Grundtypen aushaltbar ist, setzt sich mit der Wandverzierung nahtlos fort: Bilder von Nichten der besten Freundin aus Disneyland, putzige Tier-Wandkalender und Pop-Art-Poster bedecken nahezu jeden Quadratzentimeter der „ach so tristen“ Bürowand.
Ob jetzt die Bürowand deshalb als trist wahrgenommen wird, weil sie weiß gestrichen oder eben Teil des Büros ist, da gab bisher Kuschel noch keine Auskunft.
Es wurden auch schon Kuschel gesichtet, die auch kleidungstechnisch farbenfroh auftraten – also ungefähr so, als hätten sie alle Muppets geschlachtet und sich aus deren Fellen lustige Kleider geschneidert.
Über die Jahre habe ich auch eine Theorie zur Gefährlichkeit des „Kuschel“ aufgestellt, aufgrund reiner Feldforschung. Das „Kuschel“, meistens weiblich, eigentlich immer, ist als Kollegin ein wahrer Traum, ist sie doch meistens hilfsbereit und auf der Karriereleiter relativ ungefährlich. Geistig immer mit einem Bein im Privatleben hasst der gemeine „Kuschel“ nichts so sehr wie Konflikte und sieht in ihrem Chef eher die lang verschollene Vaterfigur, als die Hürde auf der Karriereleiter. Rund um das „Kuschel“ hat sich auch ein ganzer Lebensmittelindustriezweig gebildet, der es mit Teesorten aller erdenklichen Art und „Glücks-„, „Erfolgs-„, „Selbstbewusstseins-„ und „Harmonie“-Süßigkeiten versorgt.

Das genaue Gegenstück zum Kuschel ist der/ die Technokrat/in – im folgenden „Tec“ bezeichnet.
Der „Tec“ sieht sein Büro als eine Art Fabrikhalle, in der nichts Überflüssiges rumstehen darf. Er duldet nur das in seinem Büro, was er zur schnellen, effizienten, gewinnbringenden, produktiven, exakten und was weiß ich noch nicht alles Erledigung seiner Aufgaben braucht.
Auf seinem Schreibtisch steht ein Tacker (und zwar immer am selben Platz), der exakt mit 100 Tackernadeln aufmunitioniert ist.
Die Arbeitsfläche teilt sich der Tacker neben dem Rechner mit einer Stiftablage (3 Stifte für 3 Einsatzgebiete), dem Telefon und der Landezone der Kaffeetasse. Diese Landezone ist dank immer gleichen Abstellens inzwischen markiert durch einen eingesickerten Kaffeefleck.
Der Tec hat selbstverständlich eine Hängeregistratur (am liebsten und wenn er/ sie Ahnung davon hat von MAPPEI) und der einzige Wandschmuck des Büros besteht aus einem Fußballfeld-großen Wandkalender oder/ und einer Magnetwand.
Der Tec hat Bilder seiner Familie – und zwar zum Einen im Kopf und zum Anderen in der Brieftasche. Für ihn/ sie ist das Privatleben privat und das Berufsleben Beruf – gefühlt wären Privatbilder an der Bürowand genau so, als hinge in seinem Wohnzimmer ein Bild seines Chefs oder seiner Mitarbeiter.
Da ich größtenteils ein Tec bin, ist das natürlich mein Lieblingstyp :-)
Der Tec ist leider ein etwas nervender Arbeitskollege, kann er doch nie wirklich seinen Unmut ob des Zustands der Büros seiner Kollegen verbergen. Er/ Sie (eher selten) gibt auch gerne mal ungefragt Organisationstipps und versucht alle Abläufe in seiner Umgebung seiner Arbeitsorganisation zu unterwerfen. Mitteilungen von Kollegen, verziert mit Smileys, Massen-E-Mails mit süßen Kätzchen oder das Abfeiern von Geburtstagen während der Arbeitszeit bereiten ihm/ ihr schlimmstenfalls Brechreiz.

Zwischen diesen beiden Extremen tummeln sich noch andere Typen, etwa der/ die Flexible – im folgenden „Flexi“ bezeichnet.
„Flexi“ passt sich sowohl Modetrends, als auch Chef-Trends ohne viel Federlesens an. Bekommt er/ sie etwa einen Tec als neuen Chef, dann dauert es kaum zwei Wochen und auf den ersten Blick könnte man ihr/ sein Büro auch für das eines Tecs halten.
Man sollte nur nicht vorhandene Schranktüren öffnen – Lawinengefahr!
Es soll mal sogar in Deutschland eine Urlaubsvertretung unter einem Haufen weggeräumter Kuschel-Utensilien erstickt sein. Aber das ist eine andere Geschichte.
Flexis sind jene Gruppe, die einem in Großraumbüros immer am Besten gefallen haben, konnte Mann oder Frau sie doch durch Alpahtier-Verhalten einigermaßen unter Kontrolle halten :-)
„Also mir ist irgendwie kalt!“ – Diesen Flexi-Satz etwa konnte man getrost ignorieren, mit dem guten Gewissen, dass eine zur Handlung zwingende Frage, ob man die Heizung anschalten könnte, nicht kommen würde.

Der oder die Büro-Angestellte kann nun auch ein Sammler sein – im Folgenden bezeichnet als „Messie“.
Messies sind in ihren Büros nur schwer auszumachen, verstecken sie sich doch gekonnt hinter turmhohen „Zu erledigen“-Stappeln und undefinierbaren Bergen aus Krempel.
Messies schmeißen bisweilen sogar ein leeres Blatt Papier nicht weg, weil der Chef oder die Chefin danach fragen könnten.
Es ist weniger ein Einrichtungsstil, als das Resultat einer durch frühkindliche Erfahrungen geprägten Lebenseinstellung – der ziellosen Hamsterei. So besitzen Messies in ihrem Büro meist mehr Stifte und Klebestifte, als das Lager eines gut sortierten Bürobedarfshandels.
Aber leider finden sie vor lauter Stiften in den entscheidenden Momenten keinen und holen sich einen neuen von einer Kollegin ;-) Besitzt ein Unternehmen auch nur einen „Messie“, so ordern alle Mitarbeiter ungeheuere Mengen an Büromaterial, landet es doch früher oder später wie Licht im Schwarzen Loch im Messie-Reich.

Eigentlich per Definition kein eigener Grundtyp ist der oder die „Geduldete“ – im Folgenden bezeichnet als „Büropflanze“.

Büropflanze hat aufgrund seines Status – etwa als Praktikant, Trainee oder studentische Hilfskraft, was ich so von Freunden aus ihren Firmen höre (ich habe zum Glück nie in solchen Unternehmen gearbeitet) die selben Rechte, wie der Namensgeber. Keine Büropflanze darf ja schließlich das Büro, in dem sie steht, mitgestalten. Sonst hätten viele Pflanzen bei Kuschels und Messies schon lauthals ihre Meinung kund getan.
Die menschliche Büropflanze, so die Erzählungen, soll dankbar dafür sein den Sauerstoff konsumieren zu dürfen, der sich in dem ihm/ ihr zugeteiltem Büro befindet und die Schreibtischplatte zwecks Arbeit berühren zu dürfen.
Aus lauter Verzweiflung ob sie wenig Gestaltungsmöglichkeiten ihrer Arbeitsumgebung neigen Buropflanzen wohl dazu alle zehn Minuten ihren Bildschirmhintergrund zu ändern oder sich unsichtbare Bilder an die Wand zu hängen.
Büropflanzen – also Vertreter der Generation Praktikum können sich nur schwer mit dem Humor ihrer festangestellten Kollegen trösten, dass sich „Einrichten“ in einem Büro sowieso kaum lohnen würde – schließlich bestände ja nur die Möglichkeit einer Weiterbeschäftigung :-(
So ziehen Buropflanzen mit ihrem Mini-Büro in Form einer Laptop-Tasche nicht nur von Arbeitgeber zu Arbeitgeber, sondern auch von „Da kannst du heute sitzen.“ Zu „Da kannst du heute arbeiten.“

Egal ob Kuschel, Tec, Flexi oder Büropflanze – allen ist eines gemeinsam, ihr Büro sagt küchenpsychologisch eine Menge aus.
Und wer weiß, vielleicht wäre es ja mal eine gute Idee sie in verschiedenen Formen zu halten :-)
So könnte es doch interessant werden, wenn man Kuschels auf eine Etage konzentriert, ihnen LSD-Einrichtungen im Büro untersagt, ihnen aber zum Ausgleich gestattet einen eigenen Kuschel-Team-Raum zu gestalten. Dann müssten die ausgebeuteten Glücksbärchies nicht mehr so viele wahnsinnig hässliche Dinge produzieren.

Man wird ja wohl noch träumen dürfen, auch als Tec....

In diesem Sinne, viel Spaß beim Typisieren,
Sicario

*Jetzt mit noch mehr Mutmaßungen, kleinen oder großen Gehässigkeiten, aber auch mit liebevollen Beschreibungen des ganz normalen Bürowahnsinns, dem ich nun als Freischaffender so begegne :)